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Estancia La Rosita_Argentina

 

Wir sind zurück… auf dem Pferderücken! Diesmal de manera argentina. Keine Beinarbeit, nur mit den Zügeln… und zwar super sensibel.

 

Beschrieb: Die Estancia La Rosita liegt im Herzen Argentiniens; da, wo die Felder entre rios heissen, weil das Wasser grossen Mengen fliesst. Der Familienbetrieb von Don Fernando umfasst 2.000 ha; mit zirka 1000 Kühen / Rindern. Viele Pferde, auch Schweine und Schafe für die Arbeit und den Hausgebrauch. Don Fernando und seine Familie bewirtschaften extensive Landwirtschaft mit Kühen (sie lassen Kälber das Licht der Welt erblicken und wachsen… und verkaufen sie an andere Höfe weiter)… und bieten gleichzeitig einen echten Einblick in das Leben auf einer estancia. Wir dürfen reiten, so oft, wie das Wetter (Gewitter, insbesondere Blitze) und so lange, wie unsere Hosenböden es zulassen. Wir dürfen den Gauchos bei der Arbeit zusehen …& mithelfen, wo immer wir können… & wo immer wir nicht zur Last fallen. – Mit Cico (DEM Gaucho) und Don Fernando reiten wir also mindestens zweimal täglich aus, lernen die Herden, die Landschaft, die campos kennen. Gleichzeitig lernen wir mit den Pferden umzugehen, die Art des Trabes und des Galopps kennen. Unsere «klassische» Schule des Reitens ist in Argentinien verpönt, oder anders ausgedrückt, wird als eher unbequem erachtet. Die Weite des Landes fasziniert uns. Weites, flaches Land, fruchtbar und üppig mit Gras bewachsen. Dazwischen Sumpfgebiete und knietiefe Wasserteiche. Die Kühe verteilen sich, wandern, stehen an heissen Tagen im Wasser, liegen zum Wiederkäuen auf trockenen Flächen. Viele Kälber werden von den Kuhherden in Kindergärten versammelt, eine Kuh hütet, die anderen fressen. Nähern wir uns auf den Pferden (stets von drei bis vier Hunden begleitet), rennen Kühe herbei, um die Jungen zu beschützen. – Eine Augenweide (!) die jungen Pferde (los potros): Sie leben in ihren ersten drei Lebensjahren frei. Zuerst mit den Muttertieren, danach in Teenagergruppen. Letztere beobachten wir in der Abenddämmerung, wenn sie ihre Energie austoben. Auf einer Linie setzen sie an und rennen durch die ganze Weite des campus, drehen und rennen verspielt, aber synchron zurück. Schliesslich reihen sie sich an einem Teich auf und saufen, damit sie sich anschliessend erneut austoben können. – AUGENWEIDE!

 

Selbstverständlich leben noch viele andere Lebewesen in der Umgebung: Einerseits ein Paradies für Ornithologen (auf jeder unserer Reise in amüsantes Thema), andererseits quert beim ersten Ausritt ein Aligator unseren Weg. Nandus (Straussart) genauso, wie carpinchos (Wasserschwein, eine Megaausgabe des Meerschweinchens, lebt in den Teichen) oder Gürteltiere. Nicht zuletzt ganz viele Fleucher: Mücken stechen in diesem subtropischen Gebiet auch durch dichtest gewobene Textilien; zumindest mich!

 

Der sympathische Familienbetrieb ermöglicht es auch, dass wir unsere Sprache unentwegt anwenden, ausprobieren, und erweitern. Doña Alicia und ihre Söhne Fernando & Guillermo sind aussergewöhnlich geduldige und gewandte Lehrer; wir sind so dankbar!

 

 

EXKURS_Gauchos Nivel 1 – 2.5

 

Sobald wir unsere Pferde im Griff haben (wir haben wiederum wunderbar passende und gehorsame Tiere, deren Kompetenzen unsere Reitkünste weit überragen), d.h. sobald wir im campus traben und galoppieren können, beginnen unsere Arbeiten mit den Gauchos.

 

Gaucho Nivel 1: Kälber von zwei Weiden zusammentreiben. Die Tiere leben bereits getrennt von den Müttern und folgen dem Herdentrieb. Insofern sind sie einfach zu treiben. Allerdings gibt es auch in einer solchen Gruppe immer wieder Individualisten; dann kommt Cico; allenfalls sein Lasso zum Einsatz.

 

Gaucho Nivel 1.5: Kälber in den Corral treiben (Individualisten lassen Cico seine beeindruckenden Lassokünste anwenden!). Kälber impfen und markieren.

 

Gaucho Nivel 2: Kuhherde von ca. 100 Tieren von der Weide in den Corral treiben. Die Herde ist gemischt: Mutterkühe, drei prächtige Stiere (ich, resp. meine erfahrene Caraú hält Abstand), junge Kälber, z.T. erst wenige Tage alt. Schwierigkeiten bei dieser Arbeit: 1_Die Muttertiere sind zwar Herdentiere, da sie aber kleinste Jungtiere dabeihaben, ist der Mutterinstinkt extrem ausgebildet. So kann ein treibender Hund, ein nahes Pferd grossen Stress bedeuten. 2_Wir müssen insgesamt drei Gatter passieren. Dieser Trichtereffekt ist bei einer so grossen Masse nicht einfach zu meistern. 3_Wir passieren ebenfalls viel Nass; schliesslich überqueren wir einen Teich. Pferde und Kühe können gehen; Jungtiere und Hunde schwimmen. So kommt es, dass ich am Ende der Schwimmpartie ein erschöpftes und verwirrtes Kälblein von max. 10 Tagen adoptiere. Eher mein Pferd Caraú. Sie stellt sich schützend über den wuseligen Vierbeiner und zeigt ihm den Weg. Entsprechend trottet das Kalb dem Pferd vor, zwischen und hinter den Füssen nach, einem verspielten Schatten gleich. Schliesslich müssen wir es in den Corral begleiten, … wo es uns nach vollendeter Arbeit am Zaun entlang stolpert, immer noch der Meinung, Caraú sei sein Lebensmittelpunkt. – Die Kühe werden anschliessend gebadet; ein Bad gegen Parasiten jeglicher Art.

 

Gaucho Nivel 2.5: Pferde (mit und ohne Fohlen) in den Corral treiben. Die Pferde kennen das Treiben und folgen dem reitenden Menschen gut. Da sie aber auf grossen Flächen verteilt & zudem ohne Reiter im Sattel teilweise schneller sind, ist der Richtungsverlauf des Treibens entscheidend. Wenn wir also auf der falschen Seite stehen / reiten, kann das fatale Folgen haben.

 

Gaucho Nivel…: Durch das Land reiten, am Morgen, nach der Siesta, am Abend in der Dämmerung. Alle Sinne offen; im Einklang mit den tollen Pferden, welche uns durch die Landschaft tragen, die prächtigen und neugierigen Tiere im campo, die üppige Landschaft, die Feuchtigkeit, die Laute und das Singsang der ganzen Umgebung. – Entschleunigung und Dankbarkeit für die Zeit, die wir auf der Estancia und mit der Familie von Fernando verbringen durften. – Muchas gracias!

 

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