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Tierra del Fuego_Feuerland_Chile

 

«Warum wollt ihr nach Feuerland? Auf der Insel Tierra del Fuego ist nichts, nur Pampa!»

 

Drei Argumente? – Les voilà: 1_die unendlich weite Landschaft, welche auch mit unzähligem Kopfdrehen immer noch nicht ganz erfasst werden kann. 2_die Magellanstrasse, am schmalsten Punkt (6km) mittels Fähre überquerbar, welche uns historisch zu Augenzeugen machen («I was there before McDonalds»). Anmerkung: Während wir der Magellanstrasse entlangfahren, rufen wir uns das Leben auf dem Schiff zu damaliger Zeit wieder in Erinnerung. Wie angenehm es doch heute mit mapsme und Satellitennavigation ist. … Wie gross die Achtung vor dem Pionier- und Entdeckergeist der damaligen Zeit (vgl. Exkurs im Anschluss). 3_der südlichste Punkt des Kontinents / al fin del mundo; zumindest auf der Chilenischen Seite. 4_nicht zuletzt die angesiedelte Königspinguinkolonie, welche sich in einem mittlerweilen geschützten Reservat zeigen. – Passt?

 

Alles ist drin, in unserem Abstecher nach Tierra del Fuego. – Überraschend, die Unterkunft. Ebensolche gibt es nicht so viele in der Pampa, dafür treffen wir südlich von Onaisin auf eine besonders edle: Estancia Caleta Josefina (fundada en 1893; la estancia). Der Besitzer, Don Carlos, hat das Haus während eines Jahres renoviert und in möglichst altem Stil eingerichtet. Das Hotel wurde vor drei Monaten in diesen Räumen eröffnet und strahlt genau die einladende Wärme aus, welche die vom Wind gebeutelte Pampa vermissen lässt. – Wir bleiben! Der Abend, die Nacht, der Vormittag, … ein Theaterstück auf dem Ballenberg … mit echten Protagonisten. Kleidung, Essen, Salon, Kaminfeuer, Konversation, … es ist von einer anderen Welt, ein echter Genuss!

 

«Antiguamente, …», erzählt Don Carlos von den vergangenen Zeiten in seiner Heimat. Heute aber weht ein rauerer, von der Klimaveränderung geprägter Wind. 300.000 Schafe hat er; ein Schaf pro Hektare. Einige Merinoschafe, v.a. Corieroschafe. Letztere sind für Woll- und Fleischproduktion gleichermassen geeignet. Er zeigt uns seine Stallung, welche für das Scheren der Tiere und als Lagerraum der Wolle eingerichtet ist. Seine Schafe brauchen kein Dach über dem Kopf, die sind das ganze Jahr draussen. Zwei bis drei Minuten braucht ein Experte, um ein Schaf zu scheren. Don Carlos demonstriert uns das an einem Wollknäuel mit vier Beinen; … bis wir fünf Minuten später am Boden den 5kg schweren Wollknäuel… und daneben den «nackten», blökenden Vierbeiner sehen. – Eindrücklich. – Seine Wolle wird in China, aber auch in England verarbeitet. Das Fleisch bleibt nur partiell im Land. – Die Begegnung mit Don Carlos und seinen Angestellten, verbunden mit den wilden Weiten des Tierra del Fuego brennt sich tief in unsere Herzen.

 

 

Exkurs (historisch & u.a. basierend auf Quellen unserer Reiseliteratur): Der Portugiese Fernando de Magellan fand am 21.Oktober 1520 eine Meeresstrasse am Südende des amerikanischen Kontinents, die Magellanstrasse; el Estrecho de Magellanes. Damit gilt er als erster Weltumsegler, obwohl er nicht mehr nach Spanien zurückkehrte, sondern vorzeitig bei einer kriegerischen Auseinandersetzung auf den Philippinen starb. Das Leben auf den anfänglich fünf Schiffen war bald geprägt von Meuterei (inkl. Konsequenzen), Hunger, Krankheit und Hoffnungslosigkeit. Nur ganz wenige Matrosen kehrten schliesslich nach Sanlucar zurück. – Magellans Erbe ist unendlich. Nebst den geografisch wissenschaftlichen Erkenntnissen und Beweisen, sind es Namensgebungen, welche mich überraschten: 1_Magallan nannte die Urbevölkerung der Menschen, welche er nicht zu Gesicht bekam, deren grossen Fussabdrücke er aber sah, «Grossfüssler», «Patagonia». Diese Füsse schienen deshalb so gross, weil sich die Menschen Guanaco-Felle um die Füsse wickelten. – 2_Bei der Durchfahrt durch die Magellanstrasse sah er zu seiner Linken eine grosse Insel, auf welcher nachts geheimnisvolle Feuer leuchteten. So nannte Magellan das Gebiet «Tierra del Fuego», «Feuerland». – 3_Rund vierzig Tage nach der Einfahrt in die Passage erreichten die Schiffe wieder offenes Wasser. Durch einen Zufall wurde die Flotte von schönstem Wetter und einer ruhigen See empfangen. Nach diesem ersten Eindruck nannte Magellan den vor ihm liegenden Ozean «friedliches Meer», und obwohl schnell klar wurde, dass die Schiffe in eines der stürmischsten Küstengewässer der Erde eingefahren waren, spricht man immer noch vom «Pazifischen Ozean».

 

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