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«Argentinien beginnt da, wo der Wind Kapriolen schlägt.»

 

Chile Chico – Los Antiguos. Der Grenzübertritt verläuft reibungslos: imigración Chile, aduana Chile (Schwätzchen mit dem Zöllner: «Aus der Schweiz kommt ihr, das muss schön sein. Das einzige aus der Schweiz, das ich kenne, ist Victorinox»; Anmerkung: In Japan hat uns ein (uns rettender) Tankwart mit «Alberto Tomba!» empfangen, als er erfuhr, aus welchem Land wir kommen.), zwei Kilometer fahren im «Niemandsland», imigración Argentinien, aduana Argentinen. Büssli ausgeführt, Büssli wieder eingeführt. Wir haben erfahren, gelesen, etc., dass solche Grenzübertritte bis zu drei Stunden dauern können. Kein Fleisch, keine Früchte, kein Gemüse, keine Milchprodukte. – Wir sind in Argentinien. Wie merkt man, dass man in Argentinien ist? – Die Währung, genau. Wir müssen nicht mehr mit Hunderten rechnen, dafür mit Zehnern. Sie tragen die typischen Mützen, die Männer, und zwar viele. Sprachlich können wir feine Unterschiede ausmachen (sch…, sch…, sch…). Landschaftlich beginnt kurz nach Los Antiguos ein neues Kapitel in unserem Bilderbuch: Östlich der Anden topfebene, weite, fast unendliche Pampa! Wir fahren südlich, den Anden entlang, vor uns Ebene, kleine Hügelzüge, Steppe, …Pampa! Zaunmacher haben auch in Argentinien ihr Auskommen, allerdings sind diese eher dazu da, die Tiere von der Strasse (Ruta 40) fernzuhalten. Tiere? Vereinzelt sind ab und an grüne Flecken auszumachen; Farmhäuser von Bäumen umgeben, irgendwo muss es eine Wasserquelle, einen Fluss geben. Da gibt es Viehzucht, ev. auch Pferde. – Wilde Tiere sind es, welche uns während eines ganzen Fahrtages durch die Pampa begleiten. Einige wenige Straussfamilien… & unzählige Gruppen von Guanacas. Sie gehören zu den Lama-Arten und sehen diesen sehr ähnlich. Einen Fahrtag also durch die Pampa mit Philipp Fankhausers HOME im akustischen Hintergrund (im Vordergrund immer noch das Brummen des Büsslis). «Die Pampa ist so sehr Cowboyland, dass es nicht mal mehr Pferde gibt.» Letzteres bezieht sich auf einen Umweg (Schotterpiste 2. Grades) von 250 km, den wir wegen verschütteter Strasse fahren mussten.– Und was war da mit dem Wind und den Kapriolen? – Die erste Nacht verbringen wir auf einer argentinischen Farm. Klein sei sie, so die Rede der Bäuerin. 300 – 400 Kühe, Rinder & Kälber. Es sei ein anstrengender Tag gewesen, denn am nächsten Tag werden viele Tiere verkauft; auf dem Markt und auch der Metzgerei; ein trauriger & freudiger Tag zugleich. Viele Arbeiter sind für diese Vorbereitungen auf den Hof gekommen; am Abend gibt es… asado! _ Zu gerne hätte ich sie auf die politische, v.a. auf die wirtschaftliche Situation Argentiniens & die eventuellen Konsequenzen für ihr Auskommen angesprochen. Ich verkneife es mir, zu unerfahren bin ich am ersten Tag in Argentinien! – Der Wind sei unerträglich, so die Bäuerin weiter. Im Sommer hätte sie ihn so satt. Aber das sei Patagonien. – Welche Kapriolen der Wind auch noch schlagen kann, wir werden es im argentinischen und chilenischen Patagonien noch zu Genüge erleben. – So zum Beispiel gibt es für die Wettervorhersage ein eigenes Piktogramm für WIND (Sonne, Wolken etc. werden gar nicht angezeigt). EXKURS Strassenschilder: «Zona en deformación permanente»; wenn das an der Strasse steht, wird es sich auch auf die Strasse beziehen, ne?! ODER: «Zona de Baches»; nomen est omen; kaum steht das Schild an der Strasse, tummeln sich grosse Risse und Löcher im Belag. Oft denken wir, statt Schilder aufzustellen, wären die Belagsreparaturen einfacher gewesen. ODER: Nach drei Kilometer gerader Strecke wird eine Kurve mit mindestens drei Schildern angezeigt, meist verbunden mit einer Temporeduktion. – Zurück zum Wind. Er ist für die Witterung zuständig. Wenn die Ebene so weit, der Blick unendlich wird, nimmt man den Himmel, die Wolken ganz anders wahr. Wie ein Mobile hängen die Wolken auf verschiedenen Ebenen am Himmel. Die Geschwindigkeit der Verschiebungen nimmt man kaum wahr, muss aber enorm sein. – Der Wind lässt unser Büssli ruckeln, wenn wir schneller als 80 fahren, der Wind macht Boxenstopps zu wahren Herausforderungen: Pinkelpausen sind nur dann erfolgreich, wenn man A die Richtung der Beugung des Steppengrases im Auge, … UND B Kuno Launers Refrain «Lueg zerscht, wohär de Wind weiht» im Ohr behält. … Und beim mittäglichen Chriesisteispucke muss man den Wind mit Seitenböe einberechnen, möchte man den Tagessieg holen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Terry Blum (Montag, 28 Januar 2019 09:25)

    oh so schön und so speziell. Mir kommen wieder soviele Erinnerungen hoch. Danke!
    Die starken extremen Winde und plötzlich Tiere aus dem Nichts. (ich war dort "al dedo" unterwegs... Geduld war gefragt im starken Wind...) Euch weiterhin spannende unerwartete Abenteuer... herzlichst Terry